Kann ein digitaler Schlafcoach bei Schlafproblemen helfen?

Dezember 10th, 2021

Wenn wir kurz nachdenken, fällt uns allen bestimmt jemand in unserem Familien- oder Bekanntenkreis ein, der schon öfter über Schlaflosigkeit geklagt hat. Aber nicht jeder, der Probleme mit dem Schlaf hat, leidet wirklich an Schlaflosigkeit.

Was gilt als echte Schlaflosigkeit? Um die Kriterien für eine klinische chronische Schlaflosigkeit zu erfüllen, müssen die Schlafbeschwerden häufig auftreten, dürfen nicht durch andere äußere Faktoren verursacht sein und müssen sich auf das tägliche Verhalten auswirken.

Wie wird klinische Schlaflosigkeit behandelt?

Die Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) wird als Behandlung der Wahl für klinische Schlaflosigkeit empfohlen. In persönlichen Sitzungen mit einem Therapeuten findet eine Bewertung der Schlafprobleme statt und mithilfe eines strukturierten Programms werden Gedanken und Verhaltensweisen, die Schlafprobleme verursachen oder verschlimmern, ermittelt und durch Gewohnheiten ersetzt, die einen gesunden Schlaf fördern. Diese Behandlung hat sich als wirksam erwiesen, sowohl den Schlaf als auch die Tagesform der von Schlaflosigkeit geplagten Personen zu verbessern.

Umstellung auf digitale Behandlung

Auch die KVT-I wurde an das digitale Zeitalter angepasst. So werden die Behandlungs-Tools nun vollautomatisch als App-Dienste oder über Online-Ressourcen bereitgestellt, ohne dass ein tatsächlicher Therapeut beteiligt ist, was als digitale KVT-I (dKVT-I) bezeichnet wird. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass nur wenige qualifizierte Therapeuten zur Verfügung stehen, die die Therapie anbieten können, sowie auf die zunehmende Nutzung mobiler Technologien, die auf die Bedürfnisse im Bereich Gesundheit und Wellness ausgerichtet sind. Kann diese digitale Therapie Menschen mit Schlafstörungen wirklich helfen? Kann sie den Schlaf langfristig verbessern? Und könnte sie sogar Menschen mit sporadisch auftretenden Schlafproblemen helfen? Zwei aktuelle Studien haben sich mit diesen Fragen beschäftigt.

Studie 1: Die dKVT-I im Vergleich zu Schlaftipps

Eine im Jahr 2020 in der August-Ausgabe des US-amerikanischen Journal of Sleep Research vorgestellte Studie von Luik et al. befasste sich mit den potenziellen langfristigen Vorteilen der dKVT-I. Es wurde eine 24-wöchige Studie (auch als randomisierte klinische Studie bezeichnet) mit 1711 Erwachsenen mit Schlaflosigkeitssymptomen durchgeführt. Die Hälfte der Teilnehmer nahm an einem sechswöchigen dKVT-I-Programm teil, während die andere Hälfte in diesen sechs Wochen Schlaftipps zur Verbesserung des Schlafs erhielt (auch Schlafhygieneerziehung genannt). Am Ende der 24 Wochen gab die Gruppe, die am dKVT-I-Programm teilgenommen hatte, an, im Vergleich zu der Gruppe, die nur die Schlaftipps erhalten hatte, besser zu schlafen, seltener schlaflos zu sein und sich gesünder und wohler zu fühlen. Am Ende der Studie wurde der Gruppe, die die Schlaftipps erhalten hatte, das dKVT-I-Programm angeboten. Dies ermöglichte es den Forschern, die langfristigen Auswirkungen in Woche 48 für alle Personen, die zu diesem Zeitpunkt noch an der Studie teilnahmen, zu untersuchen. Im Vergleich zum Beginn der Studie gaben die Studienteilnehmer nach 48 Wochen immer noch an, besser zu schlafen, seltener schlaflos zu sein und sich gesünder und wohler zu fühlen. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die dCBT-I zu einer nachhaltigen Verbesserung der Schlaflosigkeit und ihrer Auswirkungen am Tag führt und den Menschen mit Schlaflosigkeitssymptomen kurz- und langfristig zu besseren Tagen und Nächten verhilft.1

Studie 2: Die dKVT-I im Vergleich zum Lösen von Rätseln

Eine Studie von Denis et al., die in der Fachzeitschrift Sleep Medicine erschien, befasste sich mit der Frage: Hilft die dKVT-I denjenigen, die die Kriterien für Schlaflosigkeitssymptome nicht erfüllen (so genannte unterschwellige Schlaflosigkeit), aber dennoch schlecht schlafen, ohne dass eine spezifische andere Ursache vorliegt? An der Studie nahmen 199 junge erwachsene Frauen teil, darunter sowohl solche, die die Kriterien für klinische Schlaflosigkeit erfüllten, als auch solche, die unter den Schwellenwerten lagen. 50% nahmen an einem wöchentlichen dKVT-I-Programm teil (dasselbe wie in der oben erwähnten Studie von Luik et al.), während die andere Gruppe gebeten wurde, jede Woche Rätsel zu lösen (als allgemeine Aktivität, die ungefähr die gleiche Zeit in Anspruch nahm wie das dKVT-I), und zwar in beiden Gruppen für sechs Wochen. Am Ende dieser sechs Wochen zeigte die Gruppe, die das dKVT-I-Programm absolvierte, eine stärkere Verbesserung ihrer Schlaflosigkeitssymptome als die Gruppe, die sich mit den Rätseln beschäftigte. Diese Ergebnisse waren für die an Schlaflosigkeit leidenden Teilnehmerinnen ähnlich wie bei den Teilnehmerinnen mit präklinischen Schlaflosigkeitssystemen. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die dKVT-I ein nützliches Instrument zur Behandlung leichter Symptome von Schlaflosigkeit sein könnte.2

Der ideale stufenweise Behandlungsansatz

Fest steht, dass die dKVT-I eine erste Option darstellt, die diejenigen mit leichteren Beschwerden ausprobieren können, bevor sie bei Bedarf eine persönliche KVT-I versuchen. Da der Zugang nur ein paar Klicks entfernt ist und kein Rezept erfordert, ist diese erste Behandlungsstufe auch eine Option für Menschen mit Schlafproblemen – und kann ergänzend zu dem Dein Schlaf. Dein Tag. Präventionskurs angewendet werden.

Schlaf gut!

1 Luik AI, Marsden A, Emsley R, Henry AL, Stott R, Miller CB, Espie CA.  Long-term benefits of digital cognitive behavioural therapy for insomnia: Follow-up report from a randomized clinical trial. Journal of Sleep Research. 2020. August, Volume 29, Issue 4. https://doi.org/10.1111/jsr.13018
2 Denis D, Eley TC, Rijsdijk D, Zavos H, Keers R, Espie CA, Luik AI, Badini I, Derveeuw S, Hodsoll J, Gregory AM. Is digital cognitive behavioural therapy for insomnia effective in treating sub-threshold insomnia: a pilot RCT. Sleep Medicine. 2020; Volume 66, Pages 174-183. https://doi.org/10.1016/j.sleep.2019.10.007.