Aktuelle Schlafforschung: Wie wirkt sich Schlafmangel auf unser Verhalten aus?

Dezember 10th, 2021

Mit Müdigkeit oder Schläfrigkeit verbindest du wahrscheinlich ein bestimmtes Gefühl beziehungsweise einen bestimmten „Zustand“, wie es Psychologen definieren würden. Schlafforscher deuten Müdigkeit meist als Schlafbeschwerde, die auf Schlafmangel hinweist, und definieren Schläfrigkeit als „physiologische Unfähigkeit, wach zu bleiben“. Der Großteil der Schlafforschung zu Schlafmangel und Müdigkeit konzentriert sich darauf, wie sich die Müdigkeit im Laufe des Tages entwickelt, wie sie nachts nachlässt und welche negativen gesundheitlichen Folgen Schlafmangel hat. 

Schlaf als Motivationsfaktor 

Wir alle wissen, dass Schlaf eine biologische Notwendigkeit ist, um Körper und Geist Zeit zu geben, sich vom Vortag zu erholen und sich auf den nächsten Tag vorzubereiten. Für diese Grundbedürfnisse hat unser Körper eingebaute Warnsignale: Um den Tagesbedarf an Energie zu decken, bekommen wir zum Beispiel Hunger, was uns zum Essen veranlasst. Gefühle wie Hunger, Durst und auch Schlaf können als so genannte primäre Motivationsfaktoren betrachtet werden. Und genau das sollte in einer Studie untersucht werden, die wir uns hier genauer ansehen: 

Die Studie 

An der Studie nahmen mehr als 120 Personen teil, die gebeten wurden, ihren Schlaf in drei aufeinanderfolgenden Nächten zu Hause aufzuzeichnen. Im Durchschnitt schliefen sie etwas weniger als acht Stunden pro Nacht. In der vierten Nacht in Folge wurde die Hälfte der Teilnehmer gebeten, eine weitere Nacht zu Hause zu schlafen, während die andere Hälfte die ganze Nacht in einem Labor wach bleiben sollte. Am Morgen füllten alle Teilnehmer einen Fragebogen aus, um ihre Müdigkeit einzuschätzen, und beantworteten 23 Fragen zur Schlafmotivation. Da einige Personen gar keinen Schlaf und andere alle Nächte zu Hause geschlafen hatten, gab es bei der Bewertung ihrer Motivation eine große Bandbreite an verschiedenen Stufen von Schläfrigkeit. 

Schlaf und Motivationen 

Mithilfe hochentwickelter statistischer Modelle konnten die Forscher herausfinden, wie die Müdigkeit mit der Schlafmotivation zusammenhängt. Sie stellten fest, dass Müdigkeit und/oder Schlafmangel den Drang verstärkten, sich an einem Ort aufzuhalten, der Schlaf ermöglicht (z. B. sich hinlegen, die Augen schließen, einen ruhigen Ort aufsuchen oder zu Hause sein). Sie fanden auch heraus, dass mit zunehmender Müdigkeit die Lust auf körperliche und soziale Aktivitäten (wie Sport oder Treffen mit Freunden) abnahm. Schließlich führte der höhere Schlafbedarf zu einer größeren Bereitschaft, Geld auszugeben, um die ersehnte Ruhe zu bekommen (z. B. durch den Kauf von Produkten zur Verbesserung des Schlafs). Auch wenn es wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen mag, ist dies die erste Studie, die wirklich zeigt, wie Schlafmangel die Motivation verändern und beeinflussen kann. Außerdem wurde hervorgehoben, dass Schlafmangel die Lebensqualität beeinträchtigen und die Motivation zu gesundem körperlichen und sozialem Verhalten verringern kann, was wiederum Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Wenn du dich also das nächste Mal müde fühlst, denk dran, dass dir dein Körper Signale sendet, die darauf hindeuten, dass du dich ausruhen solltest, anstatt die Kaffeemaschine abermals zu betätigen.  

Hier kannst du die gesamte Studie lesen. 

Schlaf gut! 

1 John Axelsson, Michael Ingre, Göran Kecklund, Mats Lekander, Kenneth P Wright, Jr, Tina Sundelin, Sleepiness as motivation: a potential mechanism for how sleep deprivation affects behavior, Sleep, Volume 43, Issue 6, June 2020, zsz291, https://doi.org/10.1093/sleep/zsz291